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14. Januar 2019 - Highlights gefällig? Die gibt’s reichlich. Und was für welche! Die Sieger der Herzen haben ihre Wurzeln in Sinningen – und in Osnabrück – und in der Tatsache, dass alle Menschen gleich sind. Mit oder ohne Handicap, sogar als Wettkampfgegner auf beiden Seiten, Da sollten die großen Macher der Weltgeschichte mal aufhorchen! Sie alle leben auf einer Welt. „One World“ ist ein Showact bei Sportissimo überschrieben, der emotionaler kaum sein kann. Moderator Uli Grewe: „Auch ganze Kerle wie ich hatten während der Proben Tränen in den Augen.“
„Wir haben uns Gedanken gemacht…darüber, wie wir die Botschaft rüberbringen können, dass es so nicht weitergehen kann“
So sehen das auch die vielen Besucher in der Ems-Halle, die am Ende so ein engagiertes Projekt mit stehenden Ovationen belohnen. Dabei ist das Thema so vielfältig wie alt – tänzerisch aber neu umgesetzt. Der rote Faden: Die Zerstörung der Erde. Umweltverschmutzung, Egoismus, Gleichgültigkeit, Hunger und Elend der Menschen werden tanzgeprangert. Grelle Lichter, aggressive Tänzer, engagierte junge Leute, die voller Elan tänzerische diese Welt – oder besser: so wie sie sein sollte – nicht aufgeben wollen. Schlimm: Jeder (Besucher in der Ems-Halle) kennt eigentliche ihre Sorgen und Vorwürfe: Immer mehr Müll wird produziert, die reiche Minderheit will der armen Mehrheit nicht abgeben. Ego vor Menschlichkeit, Ausgrenzung von anderen statt Solidarität mit Schwächeren. Das wir überbegleitende Kommentare deutlich, die sich während des Auftritts in die Herzen der Zuhörer bohren. Dass am Ende alles in Michael Jacksons „Earth Song“ mündet, ist fas von Anfang an klar, wird trotzdem eindrucksvoll gesteigert. Aus jungen Tänzern werden viel schwarz-weiße Jacksons, die erst leise, dann immer lauter ihre Stimme erheben: What about us!?“(Was ist mit uns?). Der Chor der nächsten Generation vereint sich, tanzt gegen all das Unrecht an, so dass aus der Frage der Vorwurf wird: „Was ist (eigentlich) mit uns!? Sie tanzen, sie singen, sie übersetzen ihre Sätze mit gekonnten Gesten in die Gebärdensprache. In der Crew Mädchen und Jungen mit Handicap mittendrin, immer dabei, niemals außen vor – eine Vision. Gänsehautfeeling, einige Zuschauer müssen durchatmen, kurz schlucken, wobei der Grat schmal ist zwischen verkitschter Tanz-Romantik und ernster Anklage. Um es vorweg zu sagen: Choreografie und Zusammensetzung der Tanzgruppen lassen die Zuschauer nie daran zweifeln: Hier meinen es junge Leute ernst, keine Spur von kitschigen Klieschees. „Wir haben uns Gedanken gemacht über die Dinge, die uns bewegen, darüber, wie wir die Botschaft rüberbringen können, dass es so nicht weitergehen kann“, sagt Katrin Dieks später gegenüber der EV. Ihre Tanzschule YouRdance in Sinningen ist eine Wiege dieser ungewöhnlichen Tanzformation, die Grenzen überwindet. Es ist eine inklusive Formation mit 75 Tänzerinnen und Tänzern, von denen 30 ein Handicap haben. Ein Teil der Gruppe kommt aus einer Tanzschule in Osnabrück. Im Sommer nahm die Formation am Worldcup teil und gewann in der Kategorie “Production“. Dabei war man ganz bewusst bei dem normalen Turnier als ein gemeinsames Team angetreten. Grenzenlose Inklusion also, ohne den berühmten Fingerzeig, wobei gleichzeitig die Grenzen ewigen Wettstreits niedergerissen wurden für dieses gewöhnliche Projekt. Denn die Tanzschule Hull aus Osnabrück und Yourdance aus Sinningen verbindet eigentlich ein trennender Wettstreit der eigenen Tanzformationen: „Wir sind die größten Konkurrenten bei den Turnieren, da geht’s um alles. Anfangs haben wir nicht einmal miteinander reden wollen“, verrät bei Sprotissimo am Samstagabend eine Tänzerin der Osnabrücker Tanzschule im Gespräch mit Uli Grewe. Für diese getanzte Botschaft haben sie alle Grenzen überwunden. Toll!
~EV Ralf Schacke~
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